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Adipositas

Adipositas

Adipositas (starkes Übergewicht, auch Fettsucht genannt) ist eine Stoffwechselkrankheit, an der in der Schweiz jeder zehnte Erwachsene leidet.

Medizinische Begriffe erklärt

In dieser Rubrik erläutern wir Begriffe und Fragen, die im Zusammenhang mit Adipositas eine Rolle spielen

Was ist "NASH"?

Was ist «NASH»?

Medizinische Begriffe erlärt Symbolbild

NASH ist die Abkürzung für Nichtalkoholische Steatohepatitis und heisst auf Deutsch: Fettleber. Eine Verfettung der Leber tritt in der Regel bei Alkohol-Missbrauch auf. Sie kann sich aber auch bei PatientInnen entwickeln, die keinen Alkohol trinken. Eine NASH tritt dann auf, wenn zu viel Fett in der Leber eingelagert wird und es dadurch zu einer Entzündung kommt. Dies ist häufig bei Adipositas-Betroffenen der Fall, die an Diabetes Typ 2 und hohem Cholesterinspiegel leiden. Das sind schätzungsweise bis zu 10 Prozent der Bevölkerung.

NASH tritt meist bei Personen mittleren Alters – über 50 Jahre – auf. In einem frühen Stadium sind oft gar keine Symptome erkennbar, die meisten Betroffenen fühlen sich gut und wissen nicht, dass sie erkrankt sind. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es jedoch zu einer Schädigung der Leber und in der Folge zu allgemeinem Unwohlsein, Energielosigkeit und Schmerzen im Oberbauch. Der Verlauf kann mehrere Jahre dauern, bis die Funktion der Leber beeinträchtigt wird, was schlimmstenfalls zu Leberkrebs oder gar zum Tod führen kann.

Zur Behandlung von NASH gilt es in erster Linie, die Risikofaktoren zu eliminieren (ausgewogene, fettreduzierte Ernährung, Gewichtsverlust). Nach wirksamen Medikamenten wird geforscht.

(SAPS – aufgrund verschiedener Quellen, u.a. Wikipedia, MSD Manual, Novartis)

Wie steht es mit Schwangerschaft - vor oder nach einer Magen-Operation

Wie steht es mit Schwangerschaft – vor oder nach einer Magen-Operation?

 Medizinische Begriffe erlärt Symbolbild

In der letzten Ausgabe von „saps.ch“ haben wir über die Zusammenhänge zwischen Übergewicht/Adipositas und Schwangerschaft informiert. Ein Thema wurde dabei ausgeklammert, eine Frage, die viele stark übergewichtige Frauen bei der Familienplanung beschäftigt: ist es besser, eine (geplante) Magen-Operation vor oder nach der Schwangerschaft durchführen zu lassen?

Die Antwort aufgrund zahlreicher Studien ist eindeutig: in aller Regel ist es für Mutter und Kind besser, sich VOR der Schwangerschaft operieren zu lassen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Schwangerschaft nicht früher als 12 bis 18 Monate nach der Operation erfolgen sollte. Diese Zeit braucht der Körper, um sein definitives Gewicht zu erreichen und seinen Stoffwechsel der neuen Situation anzupassen. Wird eine Frau zu kurz nach der OP schwanger, befindet sie sich noch in der Phase des rapiden Gewichtsverlusts, was für die Entwicklung des Fötus gravierende Folgen hätte. Zudem muss während der Schwangerschaft peinlich genau auf die Supplementierung der Mineralien und Vitamine geachtet werden, was eine laufende Kontrolle und Begleitung durch Arzt/Ärztin und Ernährungsberatung nötig macht, um allfällige Risiken zu vermeiden.

Die erfolgte Gewichtsreduktion durch den bariatrischen Eingriff hat jedoch mehrere positive Auswirkungen. Zum einen wird die weibliche Fruchtbarkeit erhöht, sodann entstehen bessere genetische Voraussetzungen für den Säugling, indem die Chancen, dass das Kind selber auch wieder zu Übergewicht und zum metabolischen Syndrom veranlagt ist, deutlich geringer sind als bei einer adipösen Mutter. – Auf jeden Fall ist es ratsam, eine geplante Schwangerschaft mit der begleitenden medizinischen Fachperson zu besprechen.

(SAPS – aufgrund div. Quellen: ACOG Guidelines on Pregnancy after Bariatric Surgery; NBCI; The Obstetrician & Gynaecologist; e.a.)

Was bedeuten "proximal" und "distal" in der Bypass-Chirurgie

Was bedeuten „proximal“ und „distal“ in der Bypass-Chirurgie?

Medizinische Begriffe erlärt Symbolbild

Grundsätzlich werden bei jeder Technik der Bypass-Chirurgie (Gastric Bypass, Duodenal Switch, bilio-pankreatische Diversion) Abschnitte des oberen Magen-Darmtraktes, d.h. der Löwenanteil des Magens, der Zwölffingerdarm mit den dort einmündenden Gallen- und Bauchspeicheldrüsengängen, sowie obere Anteile des Dünndarmes aus dem Nahrungsdurchfluss ausgeschaltet, bzw. umgangen, oder „gebypasst“.

Dazu wird ein je nach Technik unterschiedlich grosser, oberer Magenanteil (der Pouch) vom übrigen Magen abgetrennt. Danach wird der obere Dünndarm nach genau definierter Abmessung durchtrennt, und das untere Schlingenstück wird vorne hochgezogen und mit dem Pouch zusammengehängt. Das obere Schlingenstück wird weiter unten wieder seitlich mit der hochgezogenen Schlinge vereinigt. Der Dünndarm erscheint nun nicht mehr als einziges gewundenes Rohr in I-Form, sondern präsentiert sich am Ende in Y-Form. Je nach Bypass-Typ sind die Längen der drei Schenkel des Y unterschiedlich lang, die Grösse des Pouch variiert und der genaue Ort wo Pouch und hochgezogene Schlinge vereinigt werden ist verschieden.

Es variiert auch der Ort, wo der linke Schenkel des Y mit dem geraden rechten Stück vereinigt wird. Liegt diese Stelle weit oben, nahe dem Pouch, spricht man von einem „proximalen Bypass“. Das resultierende Y erhält dadurch einen sehr langen unteren Schenkel. Liegt dieser Punkt hingegen weit unten, nahe dem Übergang des Dünndarms in den Dickdarm, sprechen wir von einem „distalen Bypass“. Das Y hat folglich nur noch einen sehr kurzen unteren Schenkel. Durch den oberen Schenkel rechts fliesst die Nahrung und durch den Schenkel links fliessen die Verdauungssekrete (Magensaft, Gallensaft, Pankreassekret und Zwölffingerdarmsekrete) ab. Erst im unteren Schenkel sind Nahrungsbrei und Verdauungssäfte wieder vereint, weshalb dieser Schenkel auch als „gemeinsamer Kanal“ bezeichnet wird. Proximale Bypass-Formen haben einen langen, distale einen sehr kurzen gemeinsamen Kanal.

Je länger der gemeinsame Kanal, umso ähnlicher sind die Verdauungsvorgänge dem natürlichen, nicht-operierten Dünndarm. Je kürzer der gemeinsame Kanal gestaltet wird, umso weniger Zeit steht den Verdauungssäften zu Verfügung, den Nahrungsbrei aufzuschliessen oder zu „digerieren“, und umso weniger Darmoberfläche steht noch bereit, um die aufgeschlossenen Nahrungsbestandteile aufzunehmen, zu absorbieren. Distale Bypass-Formen (distaler Gastric Bypass, Duodenal Switch, bilio-pankreatische Diversion nach N. Scopinaro) haben wegen des kurzen gemeinsamen Kanals eine stark wirksame „mal-absorptive“ Komponente. D.h. ein beträchtlicher Teil der Nährstoffe, v.a. Fette und Eiweisse gelangen deshalb in den Dickdarm, wo sie von den Darmbakterien zersetzt (Blähungen, Flatulenz), oder ungenutzt mit dem Stuhl (Fettstühle) ausgeschieden werden. Damit kann man zwar mehr Gewicht abnehmen, aber es wächst auch das Risiko von schweren, mitunter nicht wieder gut zu machenden Mangel-Zuständen. Beim proximalen (Standard) Bypass nach E. Mason sind diese Gefahren und „Nebenwirkungen“ um ein Vielfaches geringer, aber auch die Gewichtsreduktion ist bescheidener.

Beim distalen Bypass-Typ ist die lebenslange und kompromisslos tägliche Einnahme hoch-dosierter Vitamin- und Spurenelement-Präparaten für die Gesunderhaltung zwingend. Mitunter müssen einzelne Mikronährstoffe auch gespritzt werden. Ein proximaler Bypass verzeiht gelegentliche Disziplinmängel eher, aber natürlich auf Dauer auch nicht. Beim proximalen Bypass liegt die tolerierte Gesamtmenge von Nahrungsfetten mit 70-80g/Tag höher als beim distalen Bypass, dessen Aufnahmefähigkeit bei 50-70g/Tag schon erschöpft sein kann, so dass Blähungen, Bauchkrämpfe, übelriechende Flatulenzen und Fettdurchfälle das Alltagsleben erschweren.

Wer mit welchem Bypass-Typ behandelt werden muss, das ergibt sich aus den Resultaten der interdisziplinären Vorabklärung. Lebensalter, Geschlecht, Schweregrad der Adipositas, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Ess-Störungen und der Vorzustand von Speiseröhre und Magen sind dabei entscheidend. (Dr. med. Renward S. Hauser)

Was ist ein "Mini-Gastric-Bypass"

Was ist ein „Mini-Gastric-Bypass“?

 Medizinische Begriffe erlärt Symbolbild

Der sogenannte „Roux-en-Y-Bypass“ gilt unter den Magenoperationen gegen Adipositas als „Goldstandard“. Seine Wirksamkeit ist über Jahrzehnte belegt und in umfangreichen Studien bestätigt. In den letzten Jahren sind neuere Operations-Techniken eingeführt worden, deren Wirkungsweise zwar evident ist, für die es jedoch bisher noch keine Langzeit-Resultate gibt.

Neben dem „Schlauchmagen“ ist heute vor allem der „Mini-Gastric-Bypass“ (MGB) oder kurz „Mini-Bypass“ im Gespräch als eine „einfachere“, „schnellere“ und „günstigere“ Variante des Magen-Bypass. Worum geht es dabei?

Beim Roux-en-Y-Bypass wird unterhalb der Speiseröhre eine kleine Magen-Tasche (Pouch) abgetrennt. Dann wird der Dünndarm in einer gewissen Distanz zum Magen durchtrennt und der untere Teil an einem künstlichen Pouch-Ausgang befestigt, während der obere Teil des Dünndarms, der aus dem Rest-Magen wegführt und die Verdauungssäfte transportiert, weiter unten wieder mit dem unteren Teil des Darms verbunden wird, wodurch ein „Y“ entsteht.

Im Unterschied dazu wird beim Mini-Gastric-Bypass unterhalb der Speisröhre ein kurzer, dünner Schlauch vom Magen abgetrennt (wie beim Schlauchmagen). Dieser schlauchförmige Teil wird mit einer Schlaufe des Dünndarms (etwa anderthalb Meter nach dem Magen-Ausgang) verbunden, jedoch ohne dass der Dünndarm durchtrennt wird. Dadurch entsteht ebenfalls ein Bypass-Effekt.

Diese Technik erfordert weniger chirurgische Manipulation, sie benötigt weniger Operationszeit (ca. 30-60 Minuten) und soll insgesamt „günstiger“ sein (die Patienten können nach 24 Stunden entlassen werden). Da es aber mit dieser Operationsform noch weniger Erfahrungen gibt, sind viele Ärzte zurzeit skeptisch. In einer vergleichenden Studie zwischen RYGB und MGB wurde festgestellt, dass in einem zweijährigen Follow-up bezüglich der therapeutischen Wirkung keine Unterschiede zwischen den beiden Operationstechniken auftraten.

(SAPS – aufgrund div. Quellen: American Society for Metabolic and Bariatric Surgery / Annals of Surgery, e.a.)

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