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Adipositas

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Adipositas (starkes Übergewicht, auch Fettsucht genannt) ist eine Stoffwechselkrankheit, an der in der Schweiz jeder zehnte Erwachsene leidet.

Fachbeiträge unserer Experten

Geschichte der Adipositas Teil 1

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Distaler Roux-Y Magenbypass
von Dr. med. Thomas Köstler, Adipositaszentrum Limmattal
csm thomas koestler spital limmattal a0faf0e01f
Ein Artikel von Dr. med. Thomas Köstler, Leitender Arzt des Adipositaszentrums Limmattal
 
Erstmalig dokumentiert wurde eine Operation bei schwerem Übergewicht vor mehr als 1000 Jahren.
 
Beim König Sancho dem 1. in Spanien, auch der Fette (el Graso) genannt, wurde die erste bariatrische Operation durchgeführt. Aufgrund seines massiven Übergewichtes konnte er nicht mehr laufen und fand auch kein Pferd, das seine Last tragen konnte. Aufgrund des Übergewichtes konnte er auch kein Schwert bedienen.
 
Aus diesem Grunde suchte er medizinische Hilfe, die er beim berühmten jüdischen Arzt Hasdai ibn Shaprut fand. Dieser nähte ihm die Lippen so zu, dass er nur noch flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte. Schmerzen wurden dem König genommen, indem er Opium trinken konnte. Tatsächlich verlor Sancho sein halbes Körpergewicht und konnte dank dessen weiter regieren.
 
Danach war es mehrere hundert Jahre lang ruhig. Weitere Operationen spezifisch aufgrund des Übergewichtes wurden dann erst wieder im mittleren 20. Jahrhundert beschrieben.
 
1954 wurde ein sogenannter jejunoilialer Bypass von Kremmen beschrieben. Dabei wurde lediglich ein sehr grosser Anteil des Dünndarms gebypasst, eine Entfernung des Dünndarmes fand nicht statt. Die Operation diente damals nicht nur der Gewichtsreduktion, sondern vor allem auch der Therapie von schweren Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie). Allerdings kam es relativ häufig zu schweren Komplikationen wie schwerer Diarrhoe (Durchfall) und schweren Proteinmangeln (Malnutrition).
 
In den 60er- und 70er-Jahren zeigte Henry Buchwald in den USA, dass eine Dünndarm-Dickdarm-Bypass-Operation vor allem die familiäre Hypercholinesterinämie effektiv behandeln kann. Damals gab es noch keine Medikamente gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel.
 
Erst 1966 fand dann ein Meilenstein der Adipositaschirurgie statt. Dr. Mason, ein Chirurge aus Iowa (USA) beobachtete bei Patienten, bei welchen der ganze Magen oder ein Teil des Magens aufgrund eines Magenkrebses entfernt werden musste, dass diese nachhaltig Gewicht verloren. Er beschrieb so den ersten Magenbypass, welcher dann spezifisch zur Gewichtsreduktion durchgeführt wurde. Es handelte sich dabei um eine Art OMEGA-Magenbypass, welcher später in den 90er-Jahren weiterentwickelt wurde und heute in Form des Mini-Bypasses oder des Ein-Anastomosenbypasses in abgeänderter Form eine neue Renaissance erlebt.
 
Mason durchtrennte damals im Gegensatz zum heutigen OMEGA-Magenbypass, den Magen unterhalb der Speiseröhre, zudem war der galleführende Dünndarmteil im Gegensatz zum heutigen OMEGA-Magenbypass sehr kurz, sodass viele Patienten darunter litten, dass Gallenflüssigkeit der Speiseröhre entlang bis in den Mund zurück floss. Aus diesem Grunde wurde dann der Roux-Y Magenbypass weiterentwickelt, der zusätzlich zur Magen-Dünndarm-Verbindung noch eine Dünndarm-Dünndarm-Verbindung beinhaltet. Dadurch konnte diese Komplikation reduziert werden. Nach dieser neuen Magenbypass-Operation etablierte sich eine gute Lebensqualität für die Patienten mit wenigen Nebenwirkungen.
 
In der Folge wurden zahlreiche technische Varianten der Magenbypass-Operation weiterentwickelt.
 
Ende der 90er-Jahre wurden die meisten Magenbypass-Operationen mit einem grossen Bauchschnitt, nicht minimal-invasiv durchgeführt. Dadurch war die Operation mit deutlich mehr Komplikationen behaftet. In den 90er-Jahren erlebte die minimalinvasive Chirurgie mit nur kleinen Schnitten einen rasanten Aufschwung. Während es sich bei der Magenbypass-Operation um eine technisch anspruchsvolle Operation handelte, und die Instrumente in den 90er-Jahren damals noch nicht so weit entwickelt waren, hat man nach alternativen Operationstechniken Ausschau gehalten, welche minimalinvasiv möglich waren. Dies war auch der Grund, weshalb das Magenband in den 90er-Jahren immer mehr an Beliebtheit gewann. Die Operation war technisch einfach durchzuführen und konnte minimalinvasiv durchgeführt werden. Ein grosser Vorteil des laparoskopischen Magenbandes gegenüber dem offenen Magenbypass war damals seine geringe Sterblichkeits- und Komplikationsrate. Anfangs 2000 haben sich dann aber die laparoskopischen Techniken (minimalinvasive Techniken) weiterentwickelt, sodass nun auch Magenbypass-Operationen minimalinvasiv durchgeführt werden konnten. Zudem zeigten sich im Langzeitverlauf nach Magenband-Operationen zunehmend Probleme, sodass nach 5 bis 10 Jahren 50 % der Magenbänder wieder entfernt werden mussten. Es zeigte sich auch, dass die Lebensqualität der Patienten mit dem Magenband im Vergleich zum Magenbypass deutlich schlechter ist. All dies führte dazu, dass das Magenband zunehmend an Beliebtheit in der Adipositastherapie verlor.
 
In den 70er- und 80er-Jahren wurde darüber gestritten, welcher Magenbypass nun die besten Langzeitresultate bei schwerem Übergewicht erbringt und welche Operation die bessere Lebensqualität für den Patienten gewährleistet.
 
Scopinaro entwickelte in den 70er-Jahren in Italien die sogenannte biliopankreatische Diversionsoperation. Dabei wird der Magen durchtrennt und ein grosser Teil des Dünndarms gebypasst. Die Operation führte zu sehr guten Gewichtsverlusten, allerdings auch zu einer hohen Rate von Blutarmut und schwerem Proteinmangel (Malnutrition). Noch heute lassen sich mit der biliopankreatischen Diversion bei sehr schwer übergewichtigen Patienten und Patienten mit einem schweren Diabetes mellitus hervorragende Resultate bezüglich der Gewichtsreduktion erzielen. Sofern sich der Patient strikt an ein Nachsorgeschema hält, kann auch die Rate an Langzeitkomplikationen akzeptabel sein.
 
Da es sich bei der biliopankreatischen Diversion um eine technisch anspruchsvolle Operation handelt und da sehr oft sehr schwer übergewichtige Patienten diese Operation bekommen, führte Dr. M. Gagner in Kanada in den 90er-Jahren eine andere Variante der biliopankreatischen Diversion, nämlich den Duodenal-Switch, ein. Hier wird der Magen vertikal durchtrennt und ein grosser Teil entfernt. Im Grunde entspricht dies der laparoskopischen Gastric Sleeve-Operation von heutzutage. Danach wurde der Zwölffingerdarm durchtrennt und mit dem Dünndarm neu verbunden. Ein grosser Teil des Dünndarms wurde auch hier gebypasst. Diese Operation führte zu einer hervorragenden Gewichtsreduktion, allerdings mit den bekannten oben beschriebenen Komplikationen. Bei extrem übergewichtigen Patienten musste die Operation in zwei Schritten durchgeführt werden. Erst wurde ein grosser Teil des Magens entfernt, und erst in einer zweiten Operation, viel später, wurde dann der Dünndarm gebypasst. Allerdings konnte beobachtet werden, dass alleine durch die Entfernung des Magens bereits ein grosser Teil der Patienten sehr gut an Gewicht verlor, sodass die zweite Operation gar nicht mehr nötig war. Dies war die Geburtsstunde der laparoskopischen Gastric Sleeve-Operation. Der Gastric Sleeve besticht durch seine technische Einfachheit und damit, dass er auch bei sehr schwer übergewichtigen Patienten möglich ist.
 
Heutzutage verstehen wir immer mehr, warum der Magenbypass zu einer Gewichtsreduktion führt. Hormonelle Veränderungen (Metabolik) spielen eine entscheidende Rolle. Wir wissen, dass viele Patienten Jahre nach der Durchführung der Magenbypass-Operation wieder sehr gut essen können, trotzdem aber nur moderat an Gewicht zunehmen. Womit die Reduktion der Nahrungsaufnahme, wie sie zu Beginn nach Magenbypass-Operation zu beobachten ist, sicherlich nicht der Hauptmechanismus ist, welcher zu einer bleibenden Gewichtsreduktion führt. Es ist nicht nötig, bei den meisten Patienten den grössten Teil des Dünndarmes aus der Nahrungspassage zu bypassen. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion der Nebenwirkungen wie zum Beispiel dem schweren Proteinmangel oder Durchfällen.
 
Inzwischen haben sich zahlreiche adipositaschirurgische Operationen etabliert mit hervorragenden Langzeitresultaten. Die Operation mit den besten Langzeitresultaten sind die verschieden Magenbypass-Operationen. Dabei werden heute verschiedene technische Varianten durchgeführt, mit unterschiedlicher Grösse und Form des proximalen Magenpouches und unterschiedlicher Längen der verschiedenen gebypassten Dünndarmschlingen. Ob nun ein sogenannter proximaler oder distaler oder metabolischer oder OMEGA-Magenbypass durchgeführt wird, hängt individuell von vielen präoperativen Faktoren ab, wie den Essgewohnheiten, dem Ausmass des Übergewichtes, Begleiterkrankungen (im Speziellen Diabetes mellitus Typ II), Refluxbeschwerden des Patienten, der psychiatrischen Evaluation, Vorperationen im Bauch, Form des Übergewichtes (abdominelle Adipositas) und nicht zuletzt auch von der Erwartungshaltung des Patienten, ab.
 
Zahlreiche Studien, zeigen heute, dass die chirurgische Behandlung der Adipositas die effizienteste und nachhaltigste Therapieform der Adipositas ist.
 
Allerdings zeigt sich auch, dass die Magenbypass-Operation einen sehr guten Effekt respektive eine sehr gute Therapie des Diabetes mellitus Typ II ist. In Zukunft wird es so sein, dass auch bei leicht übergewichtigen Patienten mit Diabetes die Magenbypass-Operation zur Diskussion gestellt werden muss. Bereits heute wird dies von der amerikanischen Gesellschaft für Endokrinologie bei einem BMI von 30 kg/m2 gefordert.
 
Inzwischen sind bedingt durch die Akzeptanz, die hohen Fallzahlen und dem technischen Know-how sämtliche adipositaschirurgischen Eingriffe mit einer sehr geringen Komplikationsrate und einer zu vernachlässigenden Sterberate verbunden.
 

Distaler Roux-Y Magenbypass

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Distaler Roux-Y Magenbypass
von Dr. med. Thomas Köstler, Adipositaszentrum Limmattal
csm thomas koestler spital limmattal a0faf0e01f
Artikel von Dr. med. Thomas Köstler, Leitender Arzt des Adipositaszentrums Limmattal
 
Der distale Roux-Y Magenbypass ist eine Variation des Magenbypasses.
 
Beim distalen Roux-Y Magenbypass wird der Magen unweit der Einmündungsstelle der Speiseröhre in den Magen durchtrennt und es wird ein kleiner proximaler Magenpouch geformt. Anschliessend wird eine neue Verbindung zwischen Magen und Dünndarm hergestellt. Die Dünndarm-Dünndarm-Verbindung, welche den biliopankreatischen Dünndarmschenkel und den alimentären Dünndarmschenkel (der Dünndarmschenkel der die Nahrung führt) vereint, befindet sich knapp 1 Meter vor Einmündung des Dünndarms in den Dickdarm. Somit beträgt die Länge des sogenannten Common Channels (gemeinsamer Schenkel) knapp 1 Meter.
 
Es gibt nun zwei Varianten der distalen Magenbypass-Operation. Bei der sogenannten VVLL (very very long limb) Variante wird ein sehr langer alimentärer Schenkel gebildet und ein kurzer biliopankreatischer Schenkel. Der alimentäre Schenkel kann 2 bis 5 Meter lang sein. Der biliopankreatische Schenkel ist dabei 50 bis 70 cm lang.
 
Beim sogenannten biliopancreatic-like distalen Magenbypass wird ein sehr langer biliopankreatischer Schenkel geformt, dieser kann 2 bis 4 Meter lang sein, und ein relativ kurzer alimentärer Schenkel, der 1.5 und 2 Meter lang ist.
 
Der biliopancreatic-like distale Magenbypass ist im Gegensatz zum VVLL distalen Magenbypass deutlich malabsorptiver, das heisst, dass hier deutlich mehr Proteinmangel-Symptome und Mangelernährungen auftreten können. Diese Operation führt zwar zu einer schönen Gewichtsreduktion, allerdings ist sie im Langzeitverlauf nicht selten mit Problemen behaftet.
 
Bei den Varianten des distalen Magenbypasses sind engmaschige und regelmässig durchzuführende Nachkontroll-Untersuchungen wichtig. Das Mitmachen der Patienten im mittel- und langfristigen Verlauf ist unerlässlich. Regelmässig, das heisst, mindestens 2-mal pro Jahr sollten Termine stattfinden, bei welchen auch die Proteine kontrolliert werden. Häufige Vitaminmängel nach distalem Magenbypass sind Vitamin D-Mangel (Achtung Knochenschwund und Nierensteine), sowie wie Vitamin B12- und Eisenmangel (Achtung Blutarmut).
 
Eine andere Nebenwirkung des distalen Magenbypasses kann die sogenannte Steatorrhoe sein. Bei der Steatorrhoe handelt es sich um Fettstuhlgänge. Die Fettstuhlgänge sind von breiiger Konsistenz und sehr geruchsintensiv. Die Stuhlfrequenz kann zwischen 3 und 5 mal pro Tag sein. Diese Fettstuhlgänge treten allerdings vor allem dann auf, wenn sich der Patient nicht an die verordnete Fettrestriktion nach distaler Magenbypass-Operation halten kann. Sofern diese Fettrestriktion (Achtung Fondue, Raclette oder Zürcher Geschnetzeltes) nicht eingehalten wird, kann es zu oben beschriebenen Symptomen kommen.
 
Der distale VVLL-Magenbypass führt nur selten zu schweren Mangelernährungen, aus diesem Grunde ist es der von uns präferierte distale Magenbypass. Aber auch hier sollten auf jeden Fall engmaschige Nachkontrollen durchgeführt werden, da es ebenso zu oben beschriebenen Vitaminmangel-Symptomen kommen kann. Auch die oben beschriebene Steatorrhoe kann beim VVLL-Magenbypass auftreten, sofern sich der Patient nicht an die verordnete Fettrestriktion halten kann.
 
Vorteil der distalen Magenbypass-Operation generell ist eine bessere Gewichtsreduktion im Langzeitverlauf bei sehr schwer übergewichtigen Patienten im Vergleich zur klassischen proximalen Magenbypass-Operation. Zudem kann die distale Magenbypass-Operation schwere Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) therapieren.
 
Die distale Magenbypass-Operation ist speziellen Situationen vorbehalten, und sofern der Patient langfristig die Nachsorgeuntersuchungen durchführt und sich an die Fettrestriktion halten kann.
 
Vor allem der VVLL distale Magenbypass ist eine Operation mit sehr guter Langzeit-Gewichtsreduktion und einer guten Lebensqualität.
 

Der proximale Y-Magenbypass (Teil 2)

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Der proximale Y-Magenbypass (Teil 2)
von Dr. med. Diana Mattiello, Adipositaszentrum Limmattal
csm diana mattiello spital limmattal ac4b01e203
Artikel der leitenden Ärztin der Chirurgie Dr. med. Diana Mattiello
 
Während der normalen Nahrungspassage gelangen die Speisen durch den Ösophagus (Speiseröhre) in den Magen, wo sie durch den Magensaft „vorverdaut“ und Teile der Nahrung vom Körper aufgenommen werden. Dieser vorverdaute Speisebrei gelangt weiter in den Zwölffingerdarm (Duodenum), wo weitere Verdauungsenzyme aus der Gallensäure und der Flüssigkeit der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hinzukommen. So vermischt gelangt die Nahrung in den Dünndarm, wo sie schliesslich resorbiert und verstoffwechselt wird (Kalorien, Proteine, Vitamine werden aufgenommen), bis die Überreste über den Dickdarm wieder ausgeschieden werden.
 
Doch wie funktioniert nun der Magenbypass? Bei der Magenbypass-Operation wird der Haupt- oder Restmagen umgangen/ausgeschaltet (oder eben „gebypasst“ -> Magenbypass) und die Nahrung gelangt nicht in den Magen und den Zwölffingerdarm. Es wird also zu Beginn der Verdauung die Nahrung von den Verdauungssäften getrennt. Durch diese verringerte und verspätete Verdauung der Nahrung, wird der Stoffwechsel beeinflusst und es werden entsprechend weniger Kalorien, Proteine und auch Vitamine aufgenommen.
 
Auch der Magenbypass wird im Spital Limmattal in der Schlüsselloch-Technik mit 6 circa 1-2 cm grossen Schnitten durchgeführt. Zu Beginn wird der Übergang vom Magen zur Speiseröhre dargestellt und knapp darunter der Magen mit einem speziellen Gerät (Stapler) durchtrennt. So wird der sogenannte „Magenpouch“ (Vormagen) gebildet, welcher circa eine halbe Teetasse gross ist. Hier liegt der zweite Effekt in der Gewichtsreduktion. Durch diesen kleinen Magenpouch ist die Portionengrösse nach der Operation wie beim Gastric Sleeve circa eine 1/3 Restaurantportion. Der grosse Rest des Magens bleibt im Körper drin und nimmt nicht mehr an der Nahrungspassage teil.
 
Eine Dünndarmschlinge wird anschliessend aus dem Bauchraum hochgezogen, durchtrennt und das eine Ende mit dem Magenpouch im Bereich der Durchtrennungslinie wieder verbunden, damit der Speisebrei nun nach der Passage durch die Speiseröhre und dem kleinem Vormagen direkt in den Dünndarm gelangt. 1.5 Meter nach der Dünndarm/Magenpouchverbindung (Gastro-Jejunostomie) wird dann der andere abgetrennte Teil der Dünndarmschlinge mit dem Rest des Dünndarms wieder vereinigt. Dies ist die sogenannte „Fusspunktanastomose“. Von der Dünndarm/Magenpouchverbindung bis zur Fusspunktanastomose (also über 1.5 Meter Dünndarmlänge) wird die Nahrung ohne Verdauungssäfte transportiert. Erst ab der Vereinigungs-Stelle (Fusspunktanastomose) kommen die Verdauungssäfte dazu und die Nahrung wird nun resorbiert. Dies ist der Effekt der verringerten und verspäteten Verdauung der Nahrung.
 
Mit dem Magenbypass können Sie im Langzeitverlauf ca. 60% Ihres Übergewichtes verlieren. Ähnlich wie beim Gastric Sleeve sind Sie in regelmässiger Kontrolle in unserem Zentrum und müssen lebenslänglich Vitamine zu sich nehmen.
 
Und wie sieht es mit den Komplikationen aus?
 
Nachblutungen treten in ca. 1% - 2% der Fälle auf. Auch hier kann es in den freien Bauchraum sein, oder aber an einer der Verbindungsstellen am Darm in das Darmlumen hinein. Je nachdem, wie stark die Blutung ist muss eventuell reoperiert werden.
 
Beim Magenbypass muss eine neue Verbindung zwischen Magen und Darmschlinge geschaffen werden. In seltenen Fällen (unter 1%) können diese Nähte undicht sein. Dies ist eine unangenehme Komplikation und verlangt in der Regel innerhalb weniger Stunden eine erneute Operation. Ganz selten (unter 0.5% der Fälle) kann eine solche Komplikation tödlich enden. Ein Darmverschluss kurz nach der Operation ist ebenfalls möglich, aber selten (unter 1%) und muss reoperiert werden.
 
Die Umstellung für den Organismus ist nach einer Bypass-Operation beträchtlich und es kann einige Wochen dauern bis sich wiederum ein neuer Rhythmus bezüglich Verdauung und Allgemeinbefinden einstellt. Zur Vermeidung von Mangelerscheinungen ist zudem eine sehr engmaschige, ärztliche Betreuung lebenslänglich nach der Operation notwendig.
 
In manchen Fällen, an denen eine sichere Verbindung zwischen Magen und Dünndarm auf Grund des vielen Fettes im Bauchraum nicht möglich ist, muss während der Operation entschieden werden, ein anderes Operationsverfahren zu wählen, vorzugsweise ist dies der Magenschlauch (Gastric-Sleeve).
 
Ebenso kann nach Monaten oder Jahren (in ca. 4% - 5% der Fälle) eine schwere Schluckstörungssymptomatik auftreten oder die Unmöglichkeit, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Dies kann verursacht werden durch Vernarbungen im Bereiche der Verbindung zwischen Magen und Dünndarm. In solchen Fällen kann man meistens mit einer ambulant durchgeführten Magenspiegelung mit Ballondilatation das Problem beheben.
 
Es kann nach der Bypassoperation zur Entwicklung von Gallensteinen kommen. In dieser Situation empfehlen wir die Entfernung der Gallenblase, welche meistens ohne grössere Probleme durchgeführt werden kann. Ebenso kann es nach Monaten bis Jahren nach der Operation zur Entwicklung von so genannten inneren Hernien kommen. Dabei handelt es sich, bedingt durch die starke Gewichtsabnahme, um mobile Dünndarmschlingen, welche sich ineinander verdrehen können. Klassisch ist das Auftreten von kolikartigen Bauchschmerzen. Innere Hernien treten in 1% - 2% der Fälle im Langzeitverlauf auf. In dieser Situation empfiehlt sich mittels Schlüsselloch-Chirurgie eine Refixation der Dünndarmschlingen durchzuführen. Dieser Eingriff ist in der Regel ein kleiner Eingriff, der problemlos laparoskopisch durchgeführt werden kann.
 
Leitende Ärztin:
Dr. med. Diana Mattiello
 

Der Magenschlauch oder Gastric Sleeve (Teil 1)

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Der Magenschlauch oder Gastric Sleeve (Teil 1)
von Dr. med. Diana Mattiello, Adipositaszentrum Limmattal
csm diana mattiello spital limmattal ac4b01e203
Ein Artikel der leitenden Ärztin der Chirurgie Dr. med. Diana Mattiello
 
Was ist eigentlich der Magenschlauch oder auch „Gastric Sleeve“? Wie und warum funktioniert er? Für wen ist er geeignet? Wie wird der Magen entfernt? Wie VIEL wird vom Magen entfernt? Wann sollte der Magenschlauch bei mir nicht durchgeführt werden? Wie viel nehme ich ab? Was geschieht, wenn ich wieder zunehme? Was sind die Risiken, was die Spätfolgen?
 
Betrachtet man den Verdauungstrakt beginnend an der Speiseröhre bis zum Enddarm, so kann man sagen, dass dieser wie ein langer Verdauungsschlauch ist. Die Ausnahme davon ist jedoch der Magen, welcher eher wie ein grosser Sack aussieht. Bei der Magenschlauch-Operation wird also der Magensack in einen Magenschlauch umgewandelt.
 
Die Operation wir mit kleinen Schnitten in der sogenannten „Schlüsselloch-Technik“ durchgeführt. Wir am Spital Limmattal haben eine Technik, bei der wir insgesamt 6 circa 1-2cm grosse Schnitte verwenden. Im Bereich des linken Oberbauchs ist der Schnitt ein bisschen grösser, da dort der Magen entfernt wird.
 
Ziel bei dieser Operation ist es, einen grossen Teil des Magens zu entfernen, so dass nur noch ein dünner Magenschlauch für die Nahrungspassage übrig bleibt. Dabei wird während der Operation eine dicke Sonde in den Magen eingeführt, damit wir den Magenschlauch nicht zu eng gestalten. Wie viel dann vom Magen entfernt wird, hängt davon ab, wie gross der Magen ist. Mit einem Klammernahtgeräht (Stapler) wird der Magen dann entlang der Sonde in Längsrichtung verkleinert.
 
Durch das verringerte Magenvolumen werden die Portionen kleiner und man kann nur noch circa eine 1/3 Portion einer Hauptspeise essen. Um zu gewährleisten, dass genügend Proteine und Mikronährstoffe aufgenommen werden, muss entsprechend 5 - 6 mal pro Tag gegessen werden. Da dies alleine nicht ausreicht, verordnen wir Ihnen zusätzlich Multivitamine und machen vor allem in den ersten 2 Jahren engmaschige Blutkontrollen.
 
Mit der Entfernung des sogenannten „Magenfundus“, wird auch der Teil entfernt, wo bestimmte Hormone produziert werden. Zum Beispiel wird die Bildung vom Appetithormon (Ghrelin) verringert, so dass Sie weniger Hunger haben.
 
Vor allem Menschen, die grosse Portionen zu sich nehmen, profitieren vom Gastric Sleeve. Jedoch funktioniert der Magenschlauch auch für alle anderen Übergewichtigen. Ob der Magenschlauch für Sie in Frage kommt, diskutieren wir ausführlich in unserem Team und besprechen es mit Ihnen 2 Wochen vor der geplanten Operation. Dabei helfen uns die vielen Abklärungen, welche wir vor der Operation durchführen. Alle diese Abklärungen führen wir im Spital Limmattal durch.
 
Eine der wichtigsten Abklärung ist die Säuremessung (pH-Manometrie) in der Speiseröhre. Da nach der Magenschlauchoperation vermehrt Reflux (saures Aufstossen) in der Speiseröhre entstehen kann, raten wir bei einem pathologischen Resultat der Säuremessung von einem Gastric Sleeve ab.
 
Über die ersten 5 Jahre nach der Operation können Sie mit dem Gastric Sleeve 55% - 60% Ihres Übergewichtes verlieren. In diesen 5 Jahren sind Sie regelmässig in unserer Sprechstunde zur Kontrolle. Doch was geschieht, wenn Sie nicht genügend abnehmen? Es gibt ausgewählte Fälle, in denen auf Grund des hohen Übergewichts und des vielen Fettgewebes im Bauch kein Magenbypass gemacht werden kann. Bei diesen Patienten wählen wir ein so genanntes „zweizeitiges“ Verfahren. Nach 1-2 Jahren wird bei ungenügendem Gewichtsverlust der Magenschlauch in einen Magenbypass umgewandelt. Auch wenn am Anfang kein „zweizeitiges“ Verfahren geplant war, besprechen wir mit Ihnen die Möglichkeit der Bypass-Operation, sofern Sie nicht genügend abgenommen oder wieder zugenommen haben.
 
Zu den Komplikationen nach Durchführung des Magenschlauches gehören in erster Linie die Nachblutungen. Diese können im Bereich der langen Klammernaht in die freie Bauchhöhle erfolgen, oder aber in das Innere des Magens. Sehr selten erfolgt dann eine Notfall-Operation oder eine Magenspiegelung. Da diese Blutungen in der Regel in den ersten 24 bis 48 Stunden auftreten, führen wir in diesem Zeitraum engmaschige Kontrollen des Blutes und des Blutdrucks durch.
 
Eine Verletzung der Milz während der Operation mit Entfernung derselbigen ist sehr selten (unter 1%). Eine andere Komplikation ist das Aufgehen der Klammernaht, welche zu einer Blutvergiftung führen kann. Diese Komplikation ist äusserst selten. Wenn sie auftritt kann sie entweder hoch dosiert mit Antibiotika oder einem „Stent“ (Schlauch im Magenschlauch) behandelt werden. In wenigen Fällen muss eine Nachoperation stattfinden.
 
In manchen Fällen (ca. 5-10%) kann der Gastric-Sleeve zu hartnäckigem Reflux (saures Aufstossen) oder Dysphagien (Schluckstörungen) führen. In dieser Situation kann auch noch nach Jahren eine zusätzliche Magenbypass-Operation durchgeführt werden.
 
Leitende Ärztin:
Dr. med. Diana Mattiello

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